Hardcover UK, Tor. |
City of Ruin verschiebt den Fokus weg von der Hauptstadt Villjamur, hin zu der Grenzstadt Villiren, die nicht nur unmittelbarer als Villjamur von der Eiszeit, sondern auch von noch unbekannten Feinden bedroht wird. Verglichen mit Villjamur handelt es sich bei Villiren hier um einen regelrechten Sündenpfuhl, die Regierung und Inquisition sind korrupt, verschiedene Gangs beherrschen die Straßen, Kultisten züchten Mutationen um sie gegen Golems in der Arena antreten zu lassen, und auch erotische Golems gibt es….(Nein, nicht verlesen). Einen Teil des Personals, wie Inquisitor Jeryd oder den Kommandeur der Nachtwache Brynd, kennen wir bereits, einige neue, wie den Bandenführer Mallum, oder die Kultistin (?!?) Beami, kommen neu hinzu. Den dauerfolgreichen Schönling Randur treffen wir auch wieder, aber war er im Vorgänger manchmal nur etwas unglaubwürdig, so nervt er meiner Meinung nach in City of Ruin gegen Ende regelrecht. Ebenso wirken die Passagen die ihn und die Schwestern Rikka und Eir Jamur beeinhalten irgendwie fehl am Platze, aber anscheinend sind sie notwendig für den nächsten Band Book of Transformations. Ansonsten hat sich Newton bei den Charakteren sehr gut entwickelt, sie wirken plastischer, etwas vielschichtiger, etwas gekonnter. Ebenso springt Newton nicht mehr zwischen so vielen Plots wie im Vorgänger, was einige Kritiker des ersten Bandes doch etwas besänftigen dürfte. Ein richtige Sympathie mit einem der Charaktere will aber bei mir nicht aufkommen, man empfindet gewisse Empathien, aber ich habe nie mit Einzelschicksalen gehadert, oder gar gefiebert. Was sowohl den Roman, als auch mich angetrieben hat, ist die Gesamthandlung, und die Welt in die sie eingebettet ist.
Rahmenhandlung ist die neu aufgetauchte krustentierartige Rasse der Okun, die sowohl die umgebenden Landstriche, als auch die Stadt selbst bedroht. Woher sie kommt, und was sie eigentlich will, ist den Mächtigen in Villiren ein Rätsel. Kern der Handlung(en) bei City of Ruin ist aber wieder eine Art Detektivgeschichte, denn in der ganzen Stadt verschwinden wesentliche mehr und andere Menschen als es in dieser Stadt sonst schon üblich ist. Dies betrifft den aus Villjamur geflüchteten und in Villiren neu eingesetzten Inquisitor Jeryd, aber da sich darunter auch Soldaten befinden, verknüpft ihn dies mit dem mit der Verteidigung der Stadt eingesetzten Brynd.
Die Stärke von Newton ist und bleibt das Worldbuilding und die Stadt als sozial ambivalente Einheit. Er zeichnet mit treffender Tiefenschärfe die gnadenlose Sozialstruktur Villirens, und Gleichgültigkeit gegenüber der Vergänglichkeit des menschlichen (und rumelschen) Lebens, die fernab der ordnenden Hand der imperialen Behörden auch die machiavellischen Strömungen Villjamurs locker in den Schatten stellt. Auch tritt hier der Rassimus deutlicher hervor als in der Hauptstadt: Mit segregativen Merkmalen wie “Humans Only” an Restaurants und Cafés bebildert Newton die Tatsache, dass gerade in Zeiten drohenden Unheils sich Vorurteile verstärken und Sündenböcke gesucht werden. Die Darstellung der problematischen Einstellungen in die Folgen der Gesellschaft zum Thema Homosexualität wirken allerdings etwas zu bemüht, und die Lösungen nicht ganz vollständig und glaubwürdig.
Cover:
Cover:
Paperback, Spectra. |
Fazit:
Newton hält sein hohes Niveau und steigert es stellenweise sogar noch. Probleme mit zu vielen Plots und schwachen Charakteren werden zumindest teilweise behoben, während er seine Stärke, das Worldbuilding & die Stadt als Lebensraum, weiter ausbaut. Für letzteres gibt es auch 0.5 mehr als für Nights of Villjamur.
Wertung: 8.0/10.
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