Hardcover |
Zu allererst ist es schwer eine Quadrologie zu besprechen, deswegen hier ein Abriss, der Handlung: Die Königsfamilie Eddon, bestehend aus König Olin und seinen Kindern Kendrick, Briony, Barrick & Allessandros, beherrscht seit Generationen das Land Southmarch. Das Land wird im Norden von der sogenannten Schattengrenze eingefasst. Diese Grenze wurde nach ihrer Niederlage gegen die Menschen vom den Quar, dem sogenannten Zwielichtvolk errichtet. Nach Jahrhunderten des Innehaltens regen sich die Wesen und ihre Königin Yasammez hinter der Schattengrenze wieder, während die Königsfamilie von Südmark durch Intrigen nach und nach zerschlagen und in alle Winde zerstreut wird. Scheinbare Nebenhandlungen spielen sich unter der Burg ab, dort wo das kleinwüchsige, und in der Steinmetzkunst formvollendete Volk der Fundlinger,von den Eddons beherrscht, seit Jahrhunderten lebt. Wir begegnen dem Mädchen Qinnitan, die in eine Art Harem des Autarchen von Xis, dem Gottkönig des mächtigsten Reiches der bekannten Welt, als Priesterin aufgenommen wird. Weshalb sie wichtig ist oder sein wird, bleibt sowohl dem Leser als auch ihr selbst (vorerst) ein Rätsel. Sulepis, der Autarch von Xis, verfügt über das größte stehende Heer von Shadowmarch, und sein Arm reicht langsam über ganz Eion.
Williams gilt nicht nur als einer besten Autoren des Genres, sondern auch als Meister der Langsamkeit, und dies trifft auch bei dieser Reihe zu. Ein langer Atem wird benötigt, da Williams sich für viele Details unendlich viel Zeit lässt. Insbesondere Shadowplay (dt. Das Spiel) und Shadowrise (dt. Die Dämmerung) ziehen sich manchmal ins unendliche, und mir fiel es richtig schwer weiterzulesen. Aber man sollte nicht meinen dass Williams die Seiten mit Geschwafel füllt, nein. Er liebt einfach die Details, und spinnt sein Garn gerne aus vielen feinen Fäden. Manches wirkt beim Lesen ersteinmal redundant, aber im letzten Band Shadowheart fügt sich vieles dann doch in zu einem sinnhaften Ganzen zusammen. Auch passt sich seine Erzählweise der Umgebung an: Als Barrick Eddon, von seiner Familie getrennt, hinter der Schattengrenze umherirrt, und dort die komplette Andersartigkeit der Quar entdeckt, so schreibt Williams hier auch in einem Stil der mich persönlich immer wieder verwirrt hat, und der entweder zum genauen studieren oder wahlweise auch zum Überlesen einlädt. Er beschreibt mit einer Detailversessenheit, und gleichzeitigen Unschärfe, die den begrenzten Wahrnehmungsmöglichkeiten von Barrick hinter der Schattengrenze entsprechen. Sex findet quasi gar nicht, Gewalt in nicht zu expliziter Form statt, was aber nicht stört, sondern sich trotz vieler Kampfhandlungen gut in den Erzählfluss einbettet. Mit dem großen Höhepunkt und Showdown im vierten Band endet die Reihe aber noch nicht, es schliessen sich noch gut hundert Seiten Nachspiel an, was zwar in schöner Weise dem bewährten "Ende gut, alles gut" entgegen arbeitet und auch noch einige offene Frage beantwortet, aber andererseits wird das Ende dadurch etwas verwässert.
Deutsche Cover Bd. 1-3, Klett-Cotta/Hobbit Presse |
An sich gibt sich Williams in keinem Bereich eine wirklich Blöße. Die Charaktere wirken im Verlauf manchmal etwas blass, aber im Verlauf der vier Bände füllt sich jeder langsam, aber sicher mit Tiefe. So entlockten mir die Passagen mit Briony Eddon Anfangs noch so manchen Seufzer, aber Williams entwickelt sie mit sicherer Feder, so dass dieses Gefühl in Band 3 & 4 verschwindet. Aber auch an Fantastischem Kreaturen, Rassen & Lebensformen spart Williams nicht: Neben den erwähnten Fundlingern gibt es eine Vielfalt an Rassen in Südmark: die Quar, die Skimmer, das Fischervolk der Südmark, das zwar wie die Fundlinger formal unter der Herrschaft der Eddons steht, aber weitesgehend selbstständig ist, Rooftoppers Guild (auf dt. Dachlinge) ein Volk von Winzlingen, welches von den Menschen weitesgehend unbemerkt, auf und unter den Dächern der Stadt lebt.
Cover
Massmarket Paperback |
Englisch
Man sollte schon etwas Übung mit längeren englischen Texten mitbringen, sonst ermüdet die Lektüre recht schnell. Mittlerer Wortschatz.
Fazit
Für mich hat Williams hier, trotz einiger Überlängen, einen Klassiker geschaffen. Die Schönheit und clevere Konstruktion zünden aber erst richtig im vierten Band, wenn all Fäden zusammenlaufen und sich langsam aufdröseln. Deswegen kann ich nur empfehlen alle vier Bände am Stück zu lesen, und sich von den teilweise langen Passagen (insbesondere hinter der Schattengrenze) nicht entmutigen zu lassen. Am Ende wird es sich auszahlen !
Wertung: 8/10