UK, Hardcover. |
Ende 2007/Anfang 2008 machten Gerüchte die Runde das Richard Morgan, eigentlich bekannt als Science Fiction Autor, an einem Werk arbeiten würde, dass die Welt der Fantasy Literatur erschüttern könnte. Obwohl das Skript noch nicht einmal beim Lektor lag, geschweige denn ARCs (Advanced Reading Copy) vorlagen, überschlugen sich die Kritiken. Das Werk wurde so aufgeblasen und mit Bedeutung für das Genre überladen, dass es fast nichts anderes als versagen konnte.
Der grundsätzliche Handlungsstrang ist an sich schnell erklärt: Ringil Eskiath, gefeierter Kriegsheld und vom Wege abgekommener Spross einer mächtigen Familie, kämpft mit den Dämonen des Bedeutungsverlustes und dem Mangel an Aufgaben. Seine Mutter taucht auf, und bittet ihn eine Cousine zu finden, die mehr oder weniger aus Versehen in der Sklaverei gelandet ist. Während Ringil den Spuren nachgeht, kommt er einer Verschwörung auf die Spur die weit über den Sklavenhandel hinaus geht. Archeth, ein Halbblut, mittlerweile Beraterin des Kaisers von Yhelteth,soll ein Blutbad in einer entlegenen Hafenstadt untersuchen. Dabei entdeckt sie dass eine unbekannte Macht die Integrität des Reiches bedroht. Sie und Ringil, so wie ein Barbar namens Egar, reformieren ein zu Kriegszeiten legendäres Trio, das versucht der unbekannten Gefahr auf die Spuren zu kommen.
Die Handlung mag nichts aufregendes bieten, darüber hinaus könnte man auch das Worldbuilding als schwach bezeichnen. Man findet zwar schnell Zugang zu Morgans Welt, welche sich dem Leser schnell ausbreitet, aber es bleibt doch vieles unerklärt, unerläutert und unvollständig, Wünsche nach mehr Details bleiben in der Regel unbefriedigt. Morgan verlegt sich dafür um so mehr auf den Ausbau der Charaktere, wenn auch nicht mit der Stringenz seiner SciFi Werke. Er versucht die Protagonisten als kantige, moralisch und sexuell ambivalente Charaktere darzustellen welche mit den Dämonen der eigenen Vergangenheit kämpfen, was aber manchmal ehr überzeichnet als überzeugend wirkt. Ungewohnt allerdings dass einer der Protagonisten, mämlich Ringil, homosexuell und dazu noch sehr promiskuitiv ist. Was The Steel Remains trotzdem zu etwas besonderen macht ist die Dichte an Explizität, die die Werke anderer Autoren deutlich übersteigt. Die Gewalt und insbesondere der Sex kommen sehr direkt und graphisch zum Ausdruck:
Her breasts swung heavily in the warm, speckled light from
the yurt's iron mesh brazier.[..] She licked her lips.
"Yeah, and a wife with mouth closed that fucking tight
won't be much for blow jobs, right?
I'm not looking for a two-minute drunken herder's fuck
out of you [..] I am goin to milk you dry"
Hier wird nicht lange umschrieben, es geht unmittelbar zur Sache. Dies ist sowohl eine der bemerkenswerten Qualitäten, als auch eine der Schwächen. Ohne Gewalt und Sex bliebe eine höchstens mittelmäßige Geschichte übrig. Ebenso wirkt die Sprache manchmal etwas ungewohnt, der Sprachstil wirkte teilweise zu modern für das verwendete Milieu. Dies ist dürfte aber so gewollt sein, wirkt aber manchmal befremdlich.
Dt. Ausgab |
Obiges Cover der britischen Hardcoverausgabe gefällt mir gut, die drei Protagonisten im Nebel, die Andeutung ihrer Suche, lassen genug Platz für die eigenen Vorstellungskraft. Gleiches gilt für die US Version (s.u.).
Die deutsche Version bekleckert sich zumindest bei der Cover Gestaltung nicht gerade mit Ruhm, aber es hätte auch schlimmer kommen können. Prinzipiell haben aus meiner Sicht Personen wenn überhaupt, dann nur schemenhaft etwas auf dem Cover zu suchen. Auch der Manowar/Rammsteinkollaborationstitel "Glühender Stahl" ist meiner Ansicht nach schlecht gewählt, wobei ich aber zu meiner Schande gestehen muss, dass mir im Moment auch kein Gegenvorschlag einfällt.
Englisch:
Satzstrukturen sind gut verständlich, erweiterter Grundwortschatz sowie Kenntniss von schlüpfigem Vokabular ist von Nöten.
Fazit:
Auch wenn dieses Buch als eines der meist gehypten des Jahres 2008 von vielen zumindest als Enttäuschung empfunden wurde, und nicht die erhoffte Erschütterung der SpecFic-Landschaft brachte, so war es doch für mich ein Augenöffner. So viel Schmutz, Gewalt, Sex & Schmuddel hatte ich bis dato nicht in einem SpecFic Roman vermutet, geschweige denn gelesen. Falls also jemand Twilight oder Eragorn lesen musste, und das Gefühl hat einer kalten Dusche zu bedürfen, dann sei ihm dieses Buch wärmstens ans Herz gelegt.
Wertung: 6/10.
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